Tutorate beabsichtigen, Studierende und ihre Studienaktivitäten zu unterstützen: In Lehrveranstaltung, in eigenständigen Übungen, als begleitendes Patensystem oder in verwandten Formen. Als Tutorinnen und Tutoren fungieren dabei oftmals Studierende in höheren Semestern, sie leisten damit eine niederschwellige Unterstützung in der allgemeinen und fachlichen Hochschulsozialisation.

Eine solche Unterstützung ist insbesondere in der Studieneingangsphase bedeutsam, kann diese Phase doch als herausfordernde Etappe der Hochschulsozialisation gelten: Die neuen Studierenden müssen sich beispielsweise in einer anderen Lehr-/Lernumgebung zurecht finden, sie sind mit neuen Ansprüchen konfrontiert und stehen vor der Aufgabe, eine studentische Identität zu entwickeln.

Diese Herausforderungen haben sich in der jüngsten Vergangenheit akzentuiert: Studierende sind kaum mehr vor Ort an der Hochschule, sondern absolvieren ihr Studium (vermehrt oder sogar mehrheitlich) von Zuhause aus im virtuellen Raum. Informelle Kontakte und zufälliger Austausch in der Mensa oder der Bibliothek fallen damit weg. Die Bedeutung digitaler Kompetenzen und der reflexiven Auseinandersetzung mit digitalen Medien hat entsprechend zugenommen. Ebenso sind die Anforderungen an die Studierenden im Bereich Selbstmanagement (Selbstorganisation, Selbstmotivation und Selbstdisziplin) gestiegen. Diese Entwicklungen wirken sich auch auf die Anforderungen und Ansprüche an die Dozierenden und an die Tutor:innen aus, beispielsweise im Hinblick auf deren eigene digitale Kompetenzen oder in Bezug auf die Förderung von Selbstkompetenzen bei den Studierenden. Entsprechend sind auch neue Tutoratsformen zu entwickeln, welche auf diese digitalen oder hybriden Lehr- und Lernsettings antworten.